Witold Pilecki - Instytut Pileckiego

Witold Pilecki (geboren 1901 in Ołoniec, Karelien) ist der einzige bekannte Mensch, der sich freiwillig gefangen nehmen und in das deutsche Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau bringen ließ, um die Wahrheit über das Lager zu erfahren und die Welt darüber zu informieren. Von Mitte 1940 bis zu seiner Flucht im Frühjahr 1943 organisierte Pilecki dort unter extrem repressiven Bedingungen eine Widerstandsbewegung, die der Außenwelt die ersten Augenzeugenberichte über den beginnenden Holocaust lieferte. Die gesammelten Informationen (die so genannten Pilecki-Berichte) wurden außerhalb des Lagers mündlich an die Führer des polnischen Untergrundstaates weitergegeben. Später brachten Kuriere die Nachrichten nach London. Die Alliierten erfuhren auf diese Weise von den Repressionen gegen die polnische Intelligenz, von der Vergasung sowjetischer Kriegsgefangener und der Vernichtung der europäischen Juden.

fot. Archiwum

Nach seiner Flucht aus Auschwitz in der Nacht vom 26. auf den 27. April 1943 schrieb Pilecki, der sich seiner Rolle als Zeuge bewusst war, seine Berichte auf. Ab August 1944 kämpfte er im Warschauer Aufstand, nach dessen Niederschlagung er sich in Gefangenschaft in der oflag VII A Murnau befand. Nach der Befreiung des Lagers durch amerikanische Truppen setzte er sich 1945 nach Italien durch, schrieb seinen Bericht aus dem Lager zum zweiten Mal nieder und kehrte nach Polen zurück, um Informationen über das kommunistische Regime zu sammeln. Nach einer brutalen Untersuchung wurde er 1947 verhaftet und von den kommunistischen Behörden in einem Schauprozess unter dem Vorwurf des Hochverrats und der Spionage zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 25. Mai 1948 im Mokotow-Gefängnis in Warschau vollstreckt.

Die kommunistischen Behörden haben die Erinnerung an Pilecki konsequent ausgelöscht. Seine sterblichen Überreste sind an einem unbekannten Ort begraben, und sein Gut Sukurcze auf dem Gebiet des heutigen Belarus wurde dem Erdboden gleichgemacht. Seine Frau Maria und seine Kinder wurden unterdrückt. Andrzej und Zofia Pilecki konnten nicht studieren und hatten Schwierigkeiten, eine Arbeit zu finden. Im engsten Familien- und Freundeskreis blieb die Erinnerung an Pilecki jedoch erhalten. Dadurch wurde Witold Pilecki nach 1989 offiziell rehabilitiert, und seine Berichte konnten wiederentdeckt werden.

 

Witold Pilecki steht für universelle Werte: Patriotismus, Mut und Freiheitsliebe. Er lebte in der Zeit zweier Totalitarismen und forderte sie heraus, indem er die Zertrümmerung der grundlegenden Menschenrechte nicht akzeptierte und an die supranationale Solidarität glaubte. Trotz vieler Widrigkeiten hat er nicht aufgegeben und an seinen Werten festgehalten, für die er sein Leben gab.