Vortragsabend: Freiheit, Solidarität und Exil im Kalten Krieg - Instytut Pileckiego

13.09.2022 () 18:00

Vortragsabend: Freiheit, Solidarität und Exil im Kalten Krieg

Ein Vortragsabend mit Ulrike Ackermann, Andrej Angrick und Mateusz Fałkowski.

„Freiheit, Solidarität und Exil im Kalten Krieg“ – ein Vortragsabend am Pilecki-Institut

13.09.2022, 18.00 | Ulrike Ackermann, Andrej Angrick, Mateusz Fałkowski | Anmeldung: https://forms.gle/eg1HhhVWkdDTn3oW6

Drei Vorträge:

  • Kongress für kulturelle Freiheit 1950 und antitotalitäre Traditionen in Deutschland und Frankreich (Ulrike Ackermann)
  • West-Berlin als Sehnsuchtsort? Der Mauerbau 1961 - Freiheiten, Staatsräson und die disparaten Positionen von Intellektuellen und Künstlern (Andrej Angrick)
  • Politische Exilanten als Broker durch den Eisernen Vorhang. Die Pariser Exilzeitschrift Kultura und die Verlagsbewegung der Solidarność in den 1980er Jahren (Mateusz Fałkowski)

Die Veranstaltung findet im Rahmen der vor Kurzem eröffneten neuen Ausstellung "Solidarität | Hilfe | Freiheit" statt: https://berlin.instytutpileckiego.pl/.../solidarnoscwystawa



„Freiheit, Solidarität und Exil im Kalten Krieg“ – ein Vortragsabend am Pilecki-Institut

Wenn Exil-Intellektuelle aus dem Ostblock mit westlichen Denkern zusammentrafen, stand dies von vornherein unter besonderem Vorzeichen. Ihre Erfahrungshorizonte trennten sie genauso stark, wie sie ein gemeinsam anvisiertes ideenpolitisches Ziel verband: Eine freiheitliche Ordnung, welche globale Emanationen des Totalitarismus zunächst in die Schranken weisen, dann vollends bezwingen würde.

Dabei kam osteuropäischen Exil-Intellektuellen wie Czesław Miłosz eine besondere Rolle zu. Ihre Lebensgeschichten – sie überlebten den Zweiten Weltkrieg und erlebten dann die von außen oktroyierte Errichtung eines neuen totalitären Systems in ihrer Heimat – standen exemplarisch dafür, welch kostbares, brüchiges und seltenes Gut politische und kulturelle Freiheit ist. Als „Brokers durch den Eisernen Vorhang“ halfen sie zudem, Institutionen wie z.B. dem von den USA in den 80er Jahren gegründeten National Endowment for Democracy, die politischen Gegebenheiten hinter dem Ostblock besser zu verstehen.

Osteuropäische Exil-Intellektuelle waren politisch sowie geografisch heimatlos und suchten global nach weltanschaulich Verbündeten. Existenziell verspürten sie gewissermaßen "antitotalitäres Fernweh" Seite an Seite mit klassischem Heimweh – denn sie wussten nicht, ob und wann sie jemals wieder nachhause fahren durften.

Für Intellektuelle aus dem Westen waren sie zugleich Inspirationsquelle, Koalitionspartner und sympathische „Andere“. Beide Protagonisten lernten voneinander: Die einen wussten nun, dass politische Freiheit keine Utopie darstellt, die anderen, was ihr Mangel real bedeutet.

Unser Vortragsabend dokumentiert drei besondere Formen des Aufeinandertreffens von Ost und West, die mittlerweile zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind: Ulrike Ackermann setzt sich mit dem „Kongress für kulturelle Freiheit 1950“ auseinander, während Andrej Angrick „West-Berlin als Sehnsuchtsort 1961“ vorstellt und Mateusz Fałkowski die Logik der Beziehungen zwischen der Pariser Exilzeitschrift „Kultura“, westlichen Akteuren und der Verlagsbewegung der Solidarność in den 1980er Jahren analysiert.