Gedenken an den Warschauer Aufstand - Instytut Pileckiego

01.08.2025 () 20:45

Gedenken an den Warschauer Aufstand

Gedenkveranstaltung zum 81. Jahrestag des Warschauer Aufstands vor der Botschaft der Republik Polen in Berlin. Gemeinsames Erinnern an das Leben, den Mut und das Opfer der Aufständischen von 1944.

Anlässlich des 81. Jahrestages des Ausbruchs des Warschauer Aufstands laden die Botschaft der Republik Polen in Berlin und das Pilecki-Institut zu einer Gedenkveranstaltung vor der Polnischen Botschaft ein. Gemeinsam wollen wir an das Leben, den Mut und das Opfer der Aufständischen von 1944 erinnern, während die Fassade der Botschaft mit historischen Fotografien des Warschauer Aufstands illuminiert wird. Herr Jan Tombiński, Geschäftsträger ad interim der Republik Polen in der Bundesrepublik Deutschland, richtet einige einführende Worte an das Publikum, bevor Auszüge aus Tagebüchern von Aufständischen vorgelesen werden und das Ensemble „Surowica“ Lieder aus dem Aufstand vorträgt – das Publikum ist herzlich zum Mitsingen eingeladen.

01.08, 20.45 | vor der Polnischen Botschaft in Berlin (Unter den Linden 70)

Die Veranstaltung dauert ca. 1 Stunde.

Kuratorin und Regisseurin der Veranstaltung: Anna Krenz

Veranstalter: Die Botschaft der Republik Polen in der Bundesrepublik Deutschland und das Pilecki-Institut Berlin

In Zusammenarbeit mit dem Museum des Warschauer Aufstands, dem Polnischen Institut in Berlin und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.

Copyright: Museum des Warschauer Aufstandes
Copyright: Museum des Warschauer Aufstandes
Copyright: Museum des Warschauer Aufstandes

Am 1. August 1944 begann um 17 Uhr der Warschauer Aufstand.
In der größten bewaffneten Untergrundaktion im vom nationalsozialistischen Deutschland besetzten Europa kämpften die Aufständischen 63 Tage lang – gegen die deutsche Besatzungsmacht und für ein freies, demokratisches Polen, also auch für ein freies Europa. Eine bekannte Parole des Aufstands lautete: „Wir wollten frei sein und uns diese Freiheit selbst verdanken“ – geprägt vom Vize-Ministerpräsidenten der polnischen Exilregierung, Jan Stanisław Jankowski.

Wir wollen der Aufständischen gedenken und gemeinsam Lieder des Warschauer Aufstands singen. Diese Lieder sollen zugleich Erinnerung, Gedenken, Geschichtsvermittlung und Mahnung sein.

Der Warschauer Aufstand war ein mutiger und aufrichtiger, letztlich aber schmerzlich ungleicher Kampf, den die Polnische Heimatarmee führte. Er kostete Hunderttausende Polinnen und Polen das Leben. Viele der Aufständischen – ebenso wie zahlreiche Zivilistinnen und Zivilisten – wurden verschleppt, zur Zwangsarbeit gezwungen oder starben in deutschen Konzentrationslagern. Nach der Niederschlagung wurde die Stadt systematisch dem Erdboden gleichgemacht – von deutschen Spezialeinheiten mit Dynamit und schwerer Artillerie, über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten.

Die militärische Bilanz war verheerend: Rund 18.000 Aufständische wurden getötet, weitere 25.000 verwundet. Etwa 3.500 Soldaten der 1. Infanterie-Division „Tadeusz Kościuszko“ fielen ebenfalls. Die Zahl der zivilen Todesopfer wird auf bis zu 150.000 geschätzt. Die verbliebenen 500.000 Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt wurden vertrieben.

Zwischen der Kapitulation am 2. Oktober 1944 und dem 16. Juni 1945 wurde ein noch größerer Teil der Bebauung zerstört als während der Kämpfe selbst. Warschau verzeichnete während des Zweiten Weltkriegs die höchsten prozentualen Verluste aller europäischen Städte.

Copyright: Museum des Warschauer Aufstandes
Copyright: Museum des Warschauer Aufstandes
Copyright: Museum des Warschauer Aufstandes

In der polnischen Erinnerungskultur nimmt der Aufstand daher einen besonderen Platz ein. Er vereint Bewunderung, Inspiration, Tragik und Trauma – und wirkt zugleich wie eine immer wiederkehrende Mahnung: Freiheit gibt es nicht umsonst.

In den ersten Jahren nach Kriegsende wurde jede Form des Gedenkens an den Warschauer Aufstand im kommunistischen Polen unterdrückt. Erst mit dem politischen „Tauwetter“ nach Stalins Tod zeichnete sich eine vorsichtige Lockerung ab – auch wenn das Thema für die kommunistischen Machthaber bis zuletzt heikel blieb. Die sowjetischen Streitkräfte hatten tatenlos abgewartet, bis die Stadt zerstört und die für ein unabhängiges Polen kämpfende Heimatarmee zerschlagen war. Deshalb wurde der Aufstand in der offiziellen Geschichtsschreibung lange ausgeklammert oder verzerrt dargestellt. Ab 1956, mit dem Film Kanał von Andrzej Wajda, begann sich das öffentliche Narrativ zu verändern: Die heroische Rolle der Soldaten und Zivilisten wurde hervorgehoben, während Kritik weiterhin vor allem den Anführern galt.

Eine umfassende Öffnung der polnischen Erinnerungskultur war erst nach 1989 möglich. 2004 wurde das Museum des Warschauer Aufstands eröffnet – als bedeutender Ort des Gedenkens, der Aufarbeitung und der Selbstvergewisserung eines freien, demokratischen Polen.

Aus heutiger Perspektive erscheinen mit Blick auf den Warschauer Aufstand sowohl Frieden und Freiheit als auch Genozid, Angriffskriege und Totalitarismus als jederzeit mögliche Realitäten – eine Einsicht, die im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine aktueller kaum sein könnte. Gerade mit dem Blick auf das 20. Jahrhundert gilt es, Werte wie Freiheit, Mut und Solidarität neu zu entdecken – und sich daran zu erinnern, dass sie die Grundlage der Wertearchitektur zeitgenössischer Demokratien bilden.

Dies ist der Kern der Botschaft der Warschauer Aufständischen – so, wie man sie heute, im Licht gegenwärtiger Entwicklungen, lesen, deuten und weitertragen kann.