Hitlers Kunsträuber. Kajetan Mühlmanns Raubzug durch das Generalgouvernement - Instytut Pileckiego
01.07.2025 () 18:00
Hitlers Kunsträuber. Kajetan Mühlmanns Raubzug durch das Generalgouvernement
Dr. Michael Wladika beleuchtet in seinem Vortrag Mühlmanns Rolle als „Sonderbeauftragter“ für die Sicherung von Kunst- und Kulturgütern,

Nach dem Überfall auf Polen 1939 begann ein bislang beispielloser Kunstraub im Generalgouvernement – geplant, systematisch und brutal durchgeführt. Im Mittelpunkt: der österreichische Kunsthistoriker Kajetan Mühlmann, der im Auftrag Hermann Görings zur zentralen Figur des nationalsozialistischen Kunstraubs in ehemals polnischen Gebieten wurde.
Dr. Michael Wladika, Provenienzforscher und Historiker aus Wien, beleuchtet in seinem Vortrag Mühlmanns Rolle als „Sonderbeauftragter“ für die Sicherung von Kunst- und Kulturgütern, seine organisatorische Vorgehensweise, sowie die ideologischen und juristischen Konstrukte, mit denen die Plünderung gerechtfertigt wurde. Anhand eines konkreten Fallbeispiels wird die skrupellose Praxis der Beschlagnahmungen, Klassifizierungen und Verhöre greifbar gemacht – ein Kapitel der Geschichte, das bis heute nachwirkt.
Hitlers Kunsträuber. Kajetan Mühlmanns Raubzug durch das Generalgouvernement
01.07, 18.00 | Pariser Platz 4A, 10117 Berlin | Anmeldung: https://forms.gle/7gCqJnYzNYFYeozj6
Nach seiner Entlassung aus dem Ministerium in Wien wegen pro-österreichischer Haltungen, wurde Mühlmann von Hermann Göring zum „Sonderbeauftragten für die Sicherung der Kunst- und Kulturgüter in ehemals polnischen Gebieten“ ernannt. Im von Hitler geschaffenen Generalgouvernement organisierte er – aufgeteilt in streng verwaltete Bezirke – den gezielten Raub tausender Kunstwerke aus Museen, Kirchen und Privatsammlungen. Die Objekte wurden systematisch klassifiziert, wobei besonders wertvolle Stücke persönlich Hitler in Fotoalben zur Auswahl vorgelegt wurden.
Opfer dieses „gezielten Kunstraubs“ oder „Kunstraubs mit System“ der Nationalsozialisten waren unzählige Kunstgegenstände, Archivalien, Bücher aller Art, Kulturgüter sowie zahlreiche Alltagsgegenstände der jüdischen Bevölkerung, aber auch von Häftlingen der Konzentrationslager und des polnischen Staates. Mit äußerster Brutalität bei den Verhören konnten die von den Polen angelegten Verstecke aufgespürt werden. Die entgegen der „Haager Landkriegsordnung“ durchgeführte Beraubungsaktion wurde durch zwei Verordnungen des Generalgouverneurs Hans Frank, mit denen der gesamte polnische Kulturbesitz aus öffentlichen Einrichtungen, privaten Sammlungen und der Kirche beschlagnahmt wurde, „sanktioniert“. Am 18. Dezember 1945 sagte Kajetan Mühlmann im Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg unter Eid aus, dass die Kunstgegenstände im Falle eines deutschen Sieges nicht in Polen geblieben, sondern „zur Vervollständigung des deutschen Kunstbesitzes verwendet worden wären“.

Über den Referenten:
Dr. Michael Wladika ist Jurist und Historiker sowie einer der führenden Provenienzforscher im deutschsprachigen Raum. Seit 1999 ist er für die Museen der Stadt Wien tätig, war wissenschaftlicher Mitarbeiter der Historikerkommission der Republik Österreich und langjähriger Provenienzforscher für das Leopold Museum. Mit zahlreichen Publikationen zur NS-Kunstpolitik, Restitution und Rückstellungsrecht ist er ein gefragter Experte auf diesem Gebiet. Zuletzt erschienen u. a.: „Johannes Schober und die Gründung von INTERPOL“ (2023) und „‚In gutem Glauben erworben‘ – 25 Jahre Restitutionsforschung der Stadt Wien“ (2024).