Filmvorführung: "Jetzt also Krieg!" - Instytut Pileckiego
01.09.2022 () 17:10
Filmvorführung: "Jetzt also Krieg!"
Geschichten von Frieden und Krieg in Originalaufnahmen aus den Jahren 1935 - 1939
Filmvorführung: Jetzt also Krieg - Geschichten von Frieden und Krieg in Originalaufnahmen aus den Jahren 1935 - 1939
01.09.2022, 17.10 | Pariser Platz 4A, 10117 Berlin | Anmeldung: https://forms.gle/LL66eyDYxWanLr3h6
„Hallo, hallo, hier spricht Warschau. Heute Morgen um 5.40 Uhr haben deutsche Truppen die Grenze zu Polen überschritten. Jetzt also Krieg!" ließ der polnische Rundrunk Polskie Radio die Welt vor 82 Jahren wissen.
An die kurz- und langfristigen Folgen des Zweiten Weltkriegs muss auch heute noch erinnert werden: Unter den 60 Millionen Opfer des Zweiten Weltkriegs waren 6 Millionen polnische Bürger (darunter 3 Millionen Juden). Im Zuge des Zweiten Weltkriegs wurden besonders brutale Besatzungsregime unterschiedlicher totaliärer Couleur errichtet, großflächige, gezielt gegen die polnische Intelligenz und Widerstandsbewegungen gerichtete Aktionen durchgeführt, ein zerstörtes, in Shutt und Asche gebombtes Warschau hinterlassen und nach dem Weltkrieg dann der eiserne Vorhang oktroyiert. Schließlich auch der Inbegriff der Apokalypse: der Holocaust und insgesamt sechs Millionen ermodete Juden.
"Jetzt also Krieg! " ist eine Filmdoku von Grzegorz Czerniak, Ania Ćwięka und Wojciech Saramonowicz., die aus größtenteils bislang unveröffentlichten Videoaufnahmen zwischen 1935 und 1939 besteht. Wie sahen die letzten Augenblicke der Freiheit, der letzte Familienurlaub, der letzte Schultag vor Kriegsbeginn aus? Und wie haben die Menschen in den ersten Sekunden des Kriegs reagiert, was hat der Krieg dann mit und aus ihnen gemacht?
Wie war der Alltag in der Zweiten Republik vor 1939?
Der Film ist implizit auch ein Kommentar anno 2022. Die russische Kriegseskalation im Februar 2022 hat viele globale weitreichende Veränderungen mit sich gebracht: Die Historiosophie einer durch Handel immer enger integrierten Welt wurde in Frage gestellt, etliche pazifistisch gestimmte Gruppierungen davon überzeugt, dass Waffenexporte manchmal die einzige ethisch vertretbare Politik sind und Francis Fukuyama entdeckte den Wert des Thymos wieder, was ihn gar dazu brachte, die Nation und den Liberalismus nicht mehr als Antinomien zu begreifen.
Er führt auch dazu, dass Filme wie "Jetzt also Krieg" nicht mehr wie emotional mitnehmende, schwarz-weiße verstaubte Filmchroniken wirken. Dass das "nie wieder" nicht mehr wie eine Mahnung aus einer längst vergangenen Welt klingt. Wenige Flugstunden von Berlin entfernt entstehen heute ähnliche Aufnahmen. Und der Titel der Doku könnte auch der Titel einer zukünftigen Doku sein, die aus eben diesen Aufnahmen besteht.