Performance: Jahrestag des Sowjetischen Einmarschs in Polen - Instytut Pileckiego

17.09.2022 () 18:30

Performance: Jahrestag des Sowjetischen Einmarschs in Polen

Eine Bank, die vielen russischen Panzern den Garaus gemacht hat. Heute in Berlin!

Ein ganz besonderer Gast in Berlin morgen zum Jahrestag des sowjetischen Einmarschs in Polen am 17.09.1939:

Eine Bank aus Panzerigeln, die im Februar und März vielen russischen Panzern den Garaus gemacht hat!

Morgen ist der Jahrestag des sowjetischen Einmarsches in Polen am 17.09.1939. Zusammen mit Vitsche Berlin, War Stories from Ukraine und der ukrainischen NGO Kosmos Tabir haben wir eine besondere Aktion für Sie vorbereitet:

Um 18.30 Uhr wird vor dem Pilecki-Institut eine Bank aufgestellt, die aus Panzerigeln besteht. Achtung: Diese Bank hat es in sich. Im Februar und März war sie der ukrainischen Armee eine wichtige Stütze und hielt en masse russische Panzer auf. Eine Schauspielerin wird auch dabei sein und authentische Geschichten aus dem Krieg auf Deutsch und Englisch erzählen - jeder und jede ist eingeladen, sich neben sie zu setzen, mit ihr sprechen, ihr Fragen stellen. Eine Anspielung auf die Dialogphilosophie, denn nur im gegenseitigen Dialog kann man historische Erfahrungen und Zeugenberichte in Erfahrung bringen.

Der 17.09.1939 ist ein Schlüsseldatum in der polnischen Erinnerungskultur. Es steht exemplarisch für vier sowjetische Deportationswellen, totalitäre Umwälzung, für die gezielte Verfolgung und Vernichtung der polnischen Intelligenz und Kultur. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigt: Historische Kontinuitätslinien wirken nach, wenn man Geschichte nicht fundamental aufarbeitet.

Direkt nach der sowjetischen Invasion wurde eine „Bloodlands-Politik“, wie es Timothy Snyder wohl nennen würde, eingeführt, die sich mal an primär ethnischen Kategorien orientierte, mal den Aspekt der Klassenumwälzung vordergründig betonte. Etwa 140.000 Menschen fielen der ersten Deportierung in der Nacht vom 09.02.1940 zum 10.02.1940 zum Opfer, insgesamt belief sich die Opferzahl auf 327.000 in den Jahren 1940-41.

63% der Opfer waren ethnische Polen, doch waren auch sehr viele Juden, Ukrainer und Belarusen unter den Opfern – die offizielle stalinistische Rechtfertigung lautete u.a., dass Polen "eine Nation ohne Territorium“ sei.

Eine Wortwahl und Rhetorik, die dieser Tage seltsam vertraut wirkt. Und deswegen sollte der 17.09.1939 auch zu einem Schlüsseldatum in der deutschen Erinnerungskultur werden. Noch heute behaupten viele Teilnehmer der öffentlichen Debatte ohne Schamröte im Gesicht, sie fühlen sich von Putin hintergegangen. Es sollte klar sein: Wer nicht mit einem soliden Geschichtswissen ausgestattet ist, der wird auch von der heutigen Welt nicht viel verstehen.