Neue Ausstellung: Plantstoria! - Instytut Pileckiego

30.10.2025 () 19:00

Neue Ausstellung: Plantstoria!

Eine Erzählung über Architektur, Natur und nationalsozialistische Kolonialpolitik

es ist wieder Zeit für eine neue Sonderausstellung. Wir möchten Sie herzlich zur Eröffnung von „Plantstoria: Eine Erzählung über Architektur, Natur und nationalsozialistische Kolonialpolitik“ einladen. In Polen bereits in drei Städten gezeigt, war es nun höchste Zeit, sie auch den Berlinerinnen und Berlinern zu präsentieren. Eine alles andere als gewöhnliche Ausstellung, die so vielseitig ist, wie es ihr Name verspricht – versprochen!

Konzipiert von der Exercising Modernity-Absolventin und Stipendiatin Barbara Nawrocka, ist sie zugleich als kleine Hommage an unser Programm Exercising Modernity im sechsten Jahr seines Bestehens zu verstehen.

Zeit: Donnerstag, 30. Oktober, 19 Uhr
Ort: Pilecki-Institut Berlin, Pariser Platz 4A, 10117 Berlin
Anmeldunghttps://forms.gle/JfQzhSmZ7DTm9xjd9

Die Ausstellung thematisiert die Geschichte eines Wohnviertels im polnischen Ciechanów, das während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg errichtet wurde. Ähnliche Siedlungsanlagen, umgangssprachlich als „Berlinki“ oder poniemieckie („nachdeutsch“) bezeichnet, finden sich bis heute in vielen Städten des Landes. Die Kuratorin der Ausstellung und zugleich Architektin Barbara Nawrocka betrachtet dieses architektonische Erbe aus der Perspektive von Natur und Landschaft und zeigt, wie Pflanzenwelt, Geschichte, Politik und kollektives Gedächtnis ineinandergreifen.

Das Viertel wurde Anfang der 1940er Jahre als sogenannte Gartenvorstadt konzipiert – eine Siedlung für deutsche Beamte und ihre Familien in der Hauptstadt des neu geschaffenen Regierungsbezirks Zichenau. Das Konzept griff die utopischen, ursprünglich progressiven Ideen der Gartenstadtbewegung um den britischen Sozialreformer Ebenezer Howard auf, wurde hier jedoch zu einem Werkzeug nationalsozialistischer Kolonisierung und Propaganda.

Damit spannt Nawrocka einen weiten, eklektischen Bogen: Überlegungen zum widersprüchlichen, zugleich modernistischen und reaktionären Wesen des Nationalsozialismus treffen auf Reflexionen über die Subjektivität der Natur, die an Bruno Latour erinnern, und den Pflanzen symbolisch eine eigene Stimme verleihen.

Nach Stationen in Gdynia, Ciechanów und Wrocław, wo die Ausstellung im Muzeum Architektury, dem einzigen Architekturmuseum Polens, gezeigt wurde, fand Plantstoria große Beachtung in der Fachwelt. In Architekturmagazinen wie Architektura Murator und Architecture Snob wurde sie als eines der eindrucksvollsten Projekte der letzten Saison beschrieben. Wir freuen uns umso mehr, sie nun auch dem Berliner Publikum präsentieren zu können.

Mehr über Exercising Modernity

Exercising Modernity ist ein seit 2019 bestehendes interdisziplinäres, intellektuelles und künstlerisches Austauschprogramm zur Geschichte der Moderne in Mittel- und Osteuropa mit einem Schwerpunkt auf Kunst und Architektur. Ursprünglich als deutsch-polnisch-israelisches Kooperationsprojekt konzipiert, wurde der thematische Fokus im Laufe der Zeit auch auf Länder wie die Ukraine, Belarus und andere ausgeweitet. Ziel des Programms ist es, die Geschichte und das modernistische Erbe Polens und Osteuropas im 20. Jahrhundert vor dem Hintergrund parallel verlaufender globaler Modernisierungsprozesse zu diskutieren. Dabei ergänzt das Programm die in den letzten Jahren zunehmend einflussreiche Bloodlands-Lesart dieser Region durch eine affirmierende Reflexion über ihre Beiträge zur Globalgeschichte der Moderne.

Unter den bisherigen Vortragenden von Exercising Modernity finden sich unter anderem Marci Shore, Jan C. Behrends, Martin Kohlrausch, Robert Jan van Pelt, Zvi Efrat, Ákos Moravánszky, Przemysław Czapliński, Michał Łuczewski und Karolina Wigura. Zu den Kooperationspartnern gehörten von Beginn an das Liebling Haus – White City Center in Tel Aviv, später auch die Triennale der Moderne, DOM Publishers, das Festival Weekend Architektury in Gdynia sowie weitere Organisationen und Initiativen.

Besonderes Augenmerk gilt der Kultur, insbesondere der Architektur, als Resonanzraum, in dem sich zentrale gesellschaftliche Prozesse, Perspektiven, Ambitionen und Hoffnungen überkreuzen und widerspiegeln. Exercising Modernity fördert darüber hinaus die kritische Auseinandersetzung mit historischen und zeitgenössischen Narrativen zu Mittel- und Osteuropa und hinterfragt klassische politische sowie geografische Grenzsetzungen zwischen „Ost“ und „West“ im 20. und 21. Jahrhundert.

Zentrale Elemente des Projekts sind die interdisziplinäre Exercising Modernity Academy und das Cultural Scholarship Programme, das jährlich organisiert wird und sich an Absolventinnen und Absolventen der Akademie richtet. Darüber hinaus umfasst Exercising Modernity ein Programm öffentlicher Veranstaltungen – darunter Vorträge, Diskussionen, Konferenzen und Ausstellungen – die in Kooperation mit lokalen und internationalen Partnern durchgeführt werden.

Alle Fotos bis hier: (C) Marta Sobala
Ab hier: (C) Grzegorz Karkoszka