Die Diplomatie der Ukrainischen Volksrepublik 1917–1921. Einblicke in das Staatsarchiv der Region Tscherkassy - Instytut Pileckiego
07.10.2025 () 18:00
Die Diplomatie der Ukrainischen Volksrepublik 1917–1921. Einblicke in das Staatsarchiv der Region Tscherkassy
Eine neue Festung Archiv Ukraine Veranstaltung

Viel zu wenig bekannt und doch von großer Bedeutung für die heutige ukrainische Identität: die Geschichte der Ukrainischen Volksrepublik 1917–1921. Wir freuen uns, dieses Thema im Rahmen unserer Reihe Festung Archiv Ukraine aufzugreifen. Wie immer laden wir Archivarinnen und Archivare aus der Ukraine ein, um über ihre Bestände und die Geschichte ihrer Archive zu berichten. Die Veranstaltung wird aus dem Ukrainischen simultan ins Deutsche übersetzt - zwei Tage später gibt es auch noch die Möglichkeit, an einem wissenschaftlichen Seminar auf Polnisch und Ukrainisch im Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften teilzunehmen.
Die Diplomatie der Ukrainischen Volksrepublik 1917–1921. Einblicke in das Staatsarchiv der Region Tscherkassy | 07.10, 18:00 | Pariser Platz 4A, 10117 Berlin | Anmeldung: https://forms.gle/tSWtJSAMLtneuoAZ7
Relacje polsko-ukraińskie w dokumentach Państwowego Archiwum Obwodu Czerkaskiego | 09. 10, 10.00 | Majakowskiring 47, 13156 Berlin | Anmeldung: https://forms.gle/tSWtJSAMLtneuoAZ7

Panelistinnen
Tetiana Klymenko – Direktorin des Staatsarchivs der Region Tscherkassy. Sie studierte Englisch und Deutsch am Staatlichen Pädagogischen Institut „Vasyl Stefanyk“ in Iwano-Frankiwsk und ist seit 1987 im Archivwesen tätig. Autorin zahlreicher Artikel zur Geschichte der Region.
Nadiia Artiukh – stellvertretende Leiterin der Organisations- und Analyseabteilung des Staatsarchivs der Region Tscherkassy. Dokumentationswissenschaftlerin und Master of Public Administration, seit 2008 im Archivwesen tätig.
Moderatorinnen
Angela Abmeier – Mitarbeiterin des Bundesarchivs. Sie promovierte 2014 bei Heinrich August Winkler an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo sie auch in der Zeitgeschichte lehrte. Sie studierte in Berlin und Cambridge Geschichte, Neuere deutsche Literatur und Rechtswissenschaft. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die deutsche Argentinienmigration sowie die deutsch-deutschen Beziehungen. Zuvor war sie an der Quellenedition Dokumente zur Deutschlandpolitik beteiligt.
Natalia Latecka – Spezialistin für Digitalisierung und internationale Archivkooperation am Berliner Pilecki-Institut. Kuratorin der Reihe Festung Archiv Ukraine (zuvor Festung Archiv) sowie der Spendenkampagne Ukrainische Archive retten.

Die erste ukrainische Regierung baute auf zahlreiche talentierte Persönlichkeiten, die durch hohe moralische und politische Qualitäten überzeugten, sich rasch zu fähigen Fachleuten entwickelten und in verantwortungsvollen Positionen des diplomatischen Dienstes für die ukrainische Sache wirkten. Unter ihnen waren auch Diplomaten aus der Region Tscherkassy – A. I. Jakowlew, S. P. Schelukhin, P. I. Mshanetsky, F. P. Matushevsky, A. M. Livytsky, F. P. Shvets, M. I. Bilinsky, E. V. Meshkovsky und andere –, die auf erfahrene ausländische Kollegen großen Eindruck hinterließen.
Zu den wichtigsten Einsätzen dieser Diplomaten gehörten die Teilnahme an der Pariser Friedenskonferenz, an den Friedensverhandlungen von Brest, an Gesprächen mit Polen, an Beratungen in Karlsbad 1919 und in Wien 1920, Missionen beim Völkerbund sowie die Mitwirkung bei der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Brest-Litowsk zwischen der Ukraine und Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und der Türkei. Dieser Vertrag brachte der Ukraine die internationale Anerkennung als unabhängiger Staat, einen für sie vorteilhaften Frieden ohne Annexionen und Kontributionen, den Austritt der Ukrainischen Volksrepublik (UNR) aus dem Weltkrieg und den Beginn diplomatischer wie wirtschaftlicher Beziehungen mit europäischen Staaten.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1919 richtete die UNR mit Blick auf eine Annäherung an Polen eine diplomatische Vertretung in der Zweiten Polnischen Republik ein. Mit 38 Mitarbeitern zählte sie zu den größten Auslandsvertretungen der Ukraine.
Dank des Einsatzes der ukrainischen Diplomatie in Mittel- und Westeuropa war die Öffentlichkeit dieser Länder – ebenso wie viele Politiker – sich der Bedeutung der ukrainischen Staatlichkeit bewusst. Sie wurde als entscheidender Faktor für das politische Gleichgewicht in der Region und in ganz Europa sowie als Schutzschild für die Unabhängigkeit der Nachbarstaaten Russlands verstanden. Der Vortrag beleuchtet die Tätigkeit der diplomatischen Vertretungen der UNR in Europa und analysiert die zentralen Etappen beim Aufbau ukrainischer Botschaften, Delegationen auf internationalen Foren sowie die Zusammenarbeit mit europäischen Politikern. Zugleich werden prägnante Charakteristiken ukrainischer Diplomaten aus der Region Tscherkassy vorgestellt.

