Weiss Rot Weiss - Instytut Pileckiego

Angesichts der nicht erst seit den gefälschten Präsidentschaftswahlen am 9.August regelmäßig stattfindenden Massenproteste gegen Alexander Lukashenkas Regime wäre man eigentlich geneigt zu sagen „Im Osten viel Neues“, um einen Klassiker zu paraphrasieren. Die Menschen gehen auf die Straßen, weil sie der Korruption, Staatswillkür und der fehlenden Meinungsfreiheit eine Absage erteilen. Seit Beginn der Proteste wurden bereits über 40.000 Menschen verhaftet, gefoltert oder anderweitig misshandelt und erniedrigt. Sie sehen sich mit einer Mischung aus Repressalien und Ermüdung konfrontiert, denen der Westen nur Halbherziges entgegenzusetzen weiß.

Anders als letztes Jahr ist davon dieses Jahr leider nicht mehr viel in den Medien zu spüren – eine Art Grundskepsis hat sich breit gemacht, bedingt durch fehlende Aussichten auf schnellen Erfolg, die Annahme, dass man ob der geopolitischen Verhältnisse ohnehin nur über begrenzte Handlungsoptionen verfügt oder dass es sich bei Belarus ohnehin nur um ein mäßig bedeutsames, weil weit entfernt liegendes Land handelt.

Karoline Gil und Patryk Szostak wollen sich damit nicht abfinden und hinterfragen diese Annahmen, indem sie  Expert:innen, Belarus:innen, internationale Beobachter:innen und Politiker:innen zu Wort lassen. Dass es dabei teils auch zu unterschiedlichen Einschätzungen kommt, liegt in der Natur der Sache, aber in einem herrscht Einigkeit: Es wäre ein Trugschluss zu glauben, dass die Marginalisierung des Themas in der Öffentlichkeit auf reale außen- und innenpolitische Gegebenheiten und Verhältnisse vor Ort, beispielsweise eine angebliche "Stabilisierung", zurückzuführen sei. Ganz im Gegenteil.