"Aus Feinden in der Vergangenheit können Freunde in der Zukunft werden" - Instytut Pileckiego

"Aus Feinden in der Vergangenheit können Freunde in der Zukunft werden"

Lucy Köbel, eine Schülerin der 10. Klasse der DPFA-Schule Zwickau, fasst ihre Eindrücke aus einem fünftägigen deutsch-polnischen Schüleraustauschprojekt zusammen.

"Aus Feinden in der Vergangenheit können Freunde in der Zukunft werden" - so fasst Lucy Köbel, eine Schülerin der 10. Klasse der DPFA-Schule Zwickau, ihre Eindrücke aus einem fünftägigen deutsch-polnischen Schüleraustauschprojekt zusammen, an welchem 40 Jugendliche aus Zwickau und Warschau vom 29.04 bis zum 03.05 teilnahmen. Das Projekt, welches vom Pilecki-Institut initiiert und organisiert wurde, konnte dank der finanziellen Unterstützung der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und Deutsch-Polnisches Jugendwerk - Polsko-Niemiecka Współpraca Młodzieży stattfinden, wofür wir uns an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bedanken.

Mittlerweile finden am Pilecki-Institut sehr regelmäßig deutsch-polnische Kooperationsprojekte dieser Art statt - umso interessanter ist es für uns, auch die Perspektive der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler kennenzulernen.

Deutsch-polnisches Geschichtsprojekt

Als wir am Freitag in Berlin ankamen, waren wir alle sehr gespannt endlich die polnischen Schüler kennenzulernen. Wir trafen dann im italienischen Restaurant „Mama“ zum ersten Mal auf die polnischen Schüler, welche sich sofort als sehr freundlich entpuppten.

Die Kommunikation untereinander war kein Problem, da fast jeder Englisch sprechen konnte. So schlossen wir bereits zu Beginn des Projektes internationale Freundschaften.

Am späteren Nachmittag besuchten wir das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, das Denkmal für Homosexuelle und das der Sinti und Roma. Unser Tourguide gestaltete die Führungen äußerst interessant und am Abend kochten wir gemeinsam mit den polnischen Schülern ein leckeres Abendessen im Kochstudio „Sari Sari“. Danach trafen wir uns gemeinsam an der Spree und ließen den Abend ausklingen.

Der nächste Tag begann mit einer Ausstellung über die Pfadfinder, über Polen im Zweiten Weltkrieg und einer informativen Führung durch die Sammelstelle für Artikel, welche später an die Ukraine geschickt werden. Danach besuchten wir das Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“, wobei es selbst den Schülern mit dem dicksten Fell kalt den Rücken herunterlief. Das Gebäude befand sich an der Stelle, wo früher die SS und die Gestapo ihren Sitz hatten. Unser Tourguide sprach viel über die perfiden Methoden der kontrollierten Morde und der Folter von verschiedenen ethnischen Gruppen oder politischen Gegnern der Nationalsozialisten. Den Abend verbrachten wir wieder gemeinsam an der Spree.

Am Sonntagmorgen hatten wir viel Freizeit, welche wir nutzten, um die schönen und auch unschönen Ecken Berlins zu entdecken. Zudem bereiteten wir uns auf die Vorstellung des Comics „Wiederstand ist nicht zwecklos!“ vor, während die polnische Theatergruppe ihr Stück probte. Der Comic wurde vorgestellt und wie am Vorabend versammelten wir uns an der Spree. Wir sprachen über die Erlebnisse während der Führungen und auch über unsere Gefühle bezüglich der teils schrecklichen Vergangenheit, die wir in den letzten Tagen erleben konnten.

Am vorletzten Tag besuchten wir dann das Haus der Wannsee-Konferenz und tauschten uns über die verschiedensten Themen aus. Auch hier fesselte uns unser Tourguide mit interessanten Fakten über die Wannsee-Konferenz, sowie über die arglistigen Pläne wie Juden systematisch deportiert und ermordet werden sollten. Am Abend trieb uns das Theaterstück „Pileckis Herbarium“ die Tränen in die Augen, da es die Gefühle, Ängste und Sorgen von Hauptdarsteller Witold Pilecki und seiner Familie vor seiner Reise in das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz wirklich gut widerspiegelte.

Am letzten Tag dieser schönen Reise trafen wir uns ein letztes Mal im Pilecki-Institut und dankten den Leiter der Bildungsabteilung Alexander Kliymuk, ohne welchen die ganze Reise nicht möglich gewesen wäre. Aber auch ebenso müssen wir uns auch hierbei bei den Mitarbeitern des Instituts bedanken, da sie uns immer geholfen und betreut haben. Die gesamte Zeit über hatte man den Eindruck, dass die Workshops am Institut vor allem die Gemeinschaft unter uns bestärken sollte. Ebenso konnten wir dabei auch die polnischen Schüller:innen besser kennen lernen. Wir verabschiedeten uns von den polnischen Schülern. Dabei liefen auf beiden Seiten einige Tränen, da wir uns doch wirklich liebgewonnen hatten. Es wurden zum Schluss noch einige Telefonnummern und Instagramm Benutzernamen ausgetauscht, dann traten wir schließlich den Weg zurück nach Zwickau an.

Auf dieser wunderschönen und äußerst informativen Reise konnten wir viele neue Dinge erlernen, unser Wissen über unsere gemeinsame Vergangenheit erweitern und neue Freundschaften und Kontakte knüpfen, welche beweisen, dass aus Feinden in der Vergangenheit, doch Freunde in der Zukunft werden können.

 

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