„Deutsch-polnische Annäherung an Schulen“ - Instytut Pileckiego

„Deutsch-polnische Annäherung an Schulen“

Die dritte Edition unseres Jugendbegegnungsprojekts mit dem polnischen Kulturhaus Dorożkarnia und unserer Partnerschule DPFA-Regenbogen-Schule Zwickau

„Deutsch-polnische Annäherung an Schulen“ – so fasste der RFI, der Auslandsdienst des öffentlichen französischen Hörfunks, die dritte Edition unseres Jugendbegegnungsprojekts zusammen, das wir erneut in Zusammenarbeit mit dem polnischen Kulturhaus Dorożkarnia und unserer Partnerschule DPFA-Regenbogen-Schule Zwickau durchgeführt haben.

Der französische Radiosender hat einen ganzen Tag bei uns im Pilecki-Institut verbracht und sich dabei jenem Teil des Programms zugewendet, der im Rahmen der von Arolsen Archives ausgerufenen #stolenmemory-Kampagne stattfand.

Rund 40 Teilnehmende, die meisten davon deutsche und polnische Jugendliche im Alter von 16-18 Jahren, begaben sich auf eine gemeinsame historische Tiefenbohrung in die schwierigsten Kapitel des 20. Jahrhunderts, die, wie bei uns üblich, auch dieses Mal weitestgehend ohne passiven Frontalunterricht auskam und dafür umso mehr die Teilnehmenden zum Mitdenken und Mitwirken anspornte.

Ein Novum war diesmal ein gemeinsamer, mehrtägiger Besuch bei der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, der möglich war dank des freundlichen Zuvorkommens der Jugendherberge Ravensbrück. Das KZ Ravensbrück ist als Frauenlager bekannt, in dem die Polinnen die größte Gruppe der weiblichen Häftlinge darstellten – man schätzt ihre Zahl auf etwa 40.000. Die extremen Verhältnisse waren häufig der Nährboden für Verrohung und individuellen Überlebenskampf, was sich wiederum in falschen Anschuldigungen und gegenseitigen Denunziationen widerspiegelte. Trotzdem gab es auch viel geistigen und organisatorischen Widerstand unter den weiblichen Häftlingen, woran bis heute erinnert werden sollte.

Einen zusätzlichen historischen Kontext bot der diesjährige 80. Jahrestag der Warschauer Aufstands – viele Aufständische und vor allem Zivilisten, die während oder nach dem Aufstand verhaftet worden sind, gelangten ins KZ Ravenbrück. Was waren ihre Lebensgeschichten? Wieviele von ihnen überlebten und wieviel von der Erinnerung an sie überlebte? Eine wichige Gelegenheit für die Jugendlichen, diesen Fragen nachzugehen.

Wie oben erwähnt, war ein Teil des Programms auch in die bekannte #stolenmemory-Kampagne eingebettet. „Uhr und Schmuck, Ehering und Dokumente, Briefe und Fotos: In den Konzentrationslagern nahmen die Nationalsozialisten den Menschen ihre persönlichen Gegenstände ab. Die Arolsen Archives bewahren noch rund 2.500 persönliche Besitzstücke ehemaliger KZ-Häftlinge auf. Durch die 2016 gestartete Kampagne #StolenMemory konnten schon über 700 Familien gefunden werden, oft mit Hilfe von Freiwilligen, die in verschiedenen Ländern recherchieren.” – so wird die Idee hinter der Aktion auf der Webpage von Arolsen Archives porträtiert, die perfekt zu unserem Anspruch passt, Geschichte möglichst lebendig und interaktiv zu vermitteln.

So war es auch dieses Mal. Von Arolsen Archives erhielten wir Archivmaterialien und Dokumente über Gegenstände und Objekte von verstorbenen KZ-Häftlingen, die sich im Arolsen Archives Gegenstandsarchiv befinden. Die Teilnehmenden sollten diese auswerten und die Nachkommen der Häftlinge ausfindig machen. Wir dürfen noch nicht zu viel verraten, aber zumindest ein Fall wirkt sehr vielversprechend!

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch Präsentationen über den Warschauer Aufstand und den Aufstand im Warschauer Ghetto, die von den Jugendlichen angefertigt wurden. Beide Aufstände sind wichtige Elemente des gegenwärtigen kollektiven Warschauer Erinnerungshorizonts, der in der Parole „Die Stadt der zwei Aufstände“ zum Ausdruck kommt.

„Die Liste der Themen, die in der Vergangenheit immer wieder für Streitigkeiten zwischen Deutschen und Polen sorgten ist lang: Der deutsche Überfall auf Polen 1939, die Entscheidung, Warschau nach dem Aufstand 1944 dem Erdboden gleichzumachen, die Geschichte der Konzentrationslager…“ wusste RFI in seinem Artikel zu dem Radiobericht zu berichten. „Doch solche Bildungsprojekte können Abhilfe schaffen“ – genau daran glauben wir auch weiterhin!

Wir bedanken uns bei Deutsch-Polnisches Jugendwerk - Polsko-Niemiecka Współpraca Młodzieży für die finanzielle Unterstützung des Projekts!

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