Geschichte, die eigentlich nie wieder lebendig werden sollte - Instytut Pileckiego
Geschichte, die eigentlich nie wieder lebendig werden sollte
Gestern fand die Vernissage unserer neuen Ausstellung „Ausgetragen. Die Pfadfinderpost im Warschauer Aufstand 1944“ und der Performance „Warschau 44 – Mariupol 22“ statt.
Gefühlt 80-90 Besucherinnen und Besucher waren gestern bei der Eröffnung unserer neuen Ausstellung „Ausgetragen. Die Pfadfinderpost im Warschauer Aufstand 1944“ und der Performance „Warschau 44 – Mariupol 22“ mit dabei. Die Ausstellung kann man sich ab sofort wie gewohnt von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr anschauen – bis zum 10. August.
Ein Event nach welchem man nicht so richtig weiß, wie man die den Hauptsaal verlassende Besucherinnen und Besucher ansprechen soll. Tiefe Trauer, Bewegtheit und Nachdenklichkeit standen ihnen im Gesicht geschrieben. Kein Wunder: Die gerade gezeigten apokalyptischen Bilder des zerstörten Mariupols, Menschen, die von einem Tag auf den anderen kein Dach mehr über ihren Kopf hatten, welche in historische Aufnahmen des zerstörten Warschaus aus dem August und September 1944 übergingen und begleitet waren von im Saal live vorgelesenen Tweets aus dem Krieg, ließen niemanden gleichgültig. Dafür sorgte auch die musikalische Untermalung aus der Feder von Patryk Zakrocki, welche durch ihr gekonntes Wechselspiel zwischen stiller Melancholie und pulsierender Dramatik, die bei dem einen oder anderen möglicherweise Erinnerungen an den Soundtrack von Requiem for a Dream wecken konnten, den ganzen Saal in Schockstarre versetzte. Die Performance, bei welcher Eva Yakubovska Regie geführt hat, Anton Dorokh für die Videoproduktion zuständig war und Diana Kiprach sowie Vlada Vorobiowa zudem ihre Schauspieltalent unter Beweis stellten, wird höchstwahrscheinlich auch noch zukünftig vorgeführt werden. Sowohl der Performance als auch den Zuschauern wäre das sehr zu wünschen!
Der restliche Abend bot genügend Gelegenheit, um sich dem eigentlichen Anlass dieser Veranstaltung zu widmen: der Eröffnung der neuen Ausstellung „Ausgetragen. Die Pfadfinderpost im Warschauer Aufstand 1944“, kuratiert von Alexander Kliymuk und Harald Rosteck. Sie erzählt von jungen polnischen Pfadfinderinnen und Pfadfindern, welche unter Lebensgefahr die Kommunikation innerhalb der Warschauer Zivilbevölkerung ermöglicht haben. Während des 63 Tage lang währenden Kampfes haben sie etwa 200.000 Meldungen zugestellt. Wie mehrere Male in den Grußworten erwähnt wurde: Bis vor Kurzem war die Ausstellung als rein historische Ausstellung konzipiert, aber Worte wie „Die Wohnung, der Laden sind abgebrannt, aber das ist nicht schlimm, Hauptsache wir leben“, welche eine Mutter am 27. August 1944 an ihren Sohn schrieb, erfahren jetzt gerade eine niederschmetternde Aktualität. Dieser Eindruck zieht sich durch die ganze Ausstellung hindurch.
Die Ausstellung ist eine sehr stark überarbeitete Fassung der Ausstellung „Wir wollten frei sein und diese Freiheit uns selbst verdanken“ des Pfadfinder-Fördererkreises Nordbayern e.V. Sie wurde nicht nur grafisch sowie konzeptionell sehr gründlich überarbeitet und inhaltlich ergänzt, sondern nun auch mit einem Ausstellungskatalog versehen, welcher für Besucherinnen und Besucher kostenlos zur Verfügung steht. Auch multimediale und interaktive Mitmachstationen sind nun Teil der Ausstellung – wer seine Eindrücke von der Ausstellung verarbeiten oder seine Meinung mitteilen will, kann dies auf eigens dafür konzipierten Postkarten tun, die in einen Briefkasten geworfen werden können, welcher stilistisch an die Briefkästen aus dem Warschau von 1944 angelehnt sind.
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