Heute ist der 80. Jahrestag der Liquidierung des Warschauer Ghettos - Instytut Pileckiego
Heute ist der 80. Jahrestag der Liquidierung des Warschauer Ghettos
Wir gedenken allen Opfern und möchten außerdem an das Mitglied der polnischen Exilregierung Szmul Zygielbojm erinnern, der später aus Protest gegen die fehlende Reaktion der internationalen Öffentlichkeit Selbstmord beging
Heute ist der 80. Jahrestag der Liquidierung des Warschauer Ghettos – eine besonders folgenschwere, großangelegte Deportierungsmaßnahme des deutschen Besatzungsregimes, die das Ziel verfolgte, die Juden im Warschauer Ghetto in das Vernichtungslager Treblinka zu bringen. Wir gedenken allen Opfern und möchten außerdem an das Mitglied der polnischen Exilregierung Szmul Zygielbojm erinnern, der später aus Protest gegen die fehlende Reaktion der internationalen Öffentlichkeit Selbstmord beging
Offiziell wurde sie seitens des deutschen Besatzungsregimes als „Übersiedlung in den Osten“ angekündigt. Im Hintergrund fand die Aktion Reinhardt statt, die darin münden sollte, alle Juden, die sich im sogenannten Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete befanden, zu vernichten.
Adam Czerniakow, der als Leiter Judenrats diese Entscheidung „unterschrieben“ hatte, nahm sich am nächsten Tag das Leben. In seinem Abschiedsbrief schrieb er: „Sie fordern von mir, dass ich mit meinen eigenen Händen die Kinder meines eigenen Volkes umbringe. Mir bleibt nichts anderes übrig, als selber den Weg des Todes zu gehen“.
Anfangs wussten die die im Ghetto festgehaltenen Juden noch nicht, was sie erwartete. Manche meldeten sich gar freiwillig zum Transport, zumal man sie auch lockte (z.B. durch etwas größere Mahlzeiten). In den Wochen zuvor hörte man zwar immer wieder davon, dass andere, kleinere Ghettos liquidiert wurden, aber es schien doch abwegig und unwahrscheinlich , dass man die gut 380.000 in Warschau ansässigen Juden allesamt auf einen Schlag eliminieren wolle.
Tag für Tag wurden zwischen 5.000 und 10.000 Juden in Massentransports in das Vernichtungslager gebracht. Kleinere Gruppen von Männern wurden in Arbeitslager geschickt – wer alt, krank und brüchig war, wurde häufig vor Ort erschossen.
Symbolisch-berüchtigt war der sog. Umschlagsplatz, wo die Menschen in unmenschlichen Verhältnissen einquartiert wurden, bevor sie dann in Viehwaggons landeten. Innerhalb von zwei Monaten, vom 22. Juli bis 21. September 1942, deportierten das deutsche Besatzungsregime nicht weniger als 254.000 Warschauer Juden - ein Viertel der Vorkriegsbevölkerung der Hauptstadt - in das unmittelbare Vernichtungszentrum in Treblinka.
Die endgültige Vernichtung des Warschauer Ghettos fand im Mai 1943 statt, nachdem der Aufstand des Warschauer Ghettos niedergeschlagen wurde.
Wir gedenken allen Opfern dieser schrecklichen Gegebenheiten und möchten an dieser Stelle auch noch ein Infoboard aus unserer Ausstellung zitieren:
Die fehlende Reaktion
Am 19. April 1943 begannen SS- und deutsche Polizeieinheiten eine Operation, um die verbleibenden sechzigtausend Juden im Warschauer Ghetto zu liquidieren. Diesmal wehrten sich jüdische Kämpfer und es folgte ein sehr ungleiches Gefecht. Die sich langsam entwickelnde Katastrophe wurde per Untergrundfunk nach London gemeldet. Es gab wenig, was die polnische Regierung oder jüdische Gruppen tun konnten, als weiter auf Maßnahmen zu drängen. Szmul Zygielbojm, ein polnisch-jüdischer Politiker in London, bat die Alliierten, sowohl das Warschauer Ghetto als auch Auschwitz zu bombardieren, wurde jedoch abgewiesen. Am 11. Mai starb Zygielbojm in seiner Londoner Wohnung an einer Überdosis Barbiturate. Sowohl seine Frau als auch sein Sohn waren im Ghetto umgekommen. Neben seinem Körper wurde ein Zettel gefunden. „Durch meinen Tod“, schrieb Zygielbojm, „möchte ich meinem tiefgreifenden Protest gegen die Untätigkeit Ausdruck verleihen, mit der die Welt die Vernichtung des jüdischen Volkes beobachtet und zulässt.“
Szmul Zygielbojms Tat und letzter Kommentar sprechen Bände und auch sie dürfen nicht vergessen werden.
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